Geschichte des Roten Kreuzes Emmendingen
„Edel sei der Mensch, hilfreich und gut"
Diesen Wahrspruch Goethes, der in den Annalen des Ortsvereins immer wieder zu finden ist, möchte der Verfasser an den Anfang seines Berichtes stellen.
Freiwillige Sanitätskolonne Emmendingen
Am 1. April 1899 wurde durch den Kriegerverein, unter dem damaligen Vorstand Verwalter Ludwig Ackermann, die Freiwillige Sanitätskolonne Emmendingen ins Leben gerufen.
Nach einem Bericht des Kriegervereins im Hochberger Boten, später Breisgauer Nachrichten, meldeten sich, nach einem Aufruf vom 14. März 1899, 21 Mitglieder. Die theoretische Ausbildung übernahm Anstaltsarzt Dr. Walter Fuchs, während Oberwärter Halk der praktische Teil und zugleich die Führung übertragen wurde. Am Schluß des ersten Kurses zählte die Kolonne bereits 22 Mitglieder. An 17 Abenden wurde zwei Stunden theoretisch und praktisch geübt. Eine öffentliche Schlußprüfung in Emmendingen auf dem Festplatz in Anwesenheit hoher Persönlichkeiten bildete den Abschluß. Bereits im November desselben Jahren wurde mit einem weiteren Kurs begonnen, der im Mai 1900 nach 22 Kursabenden seinen Abschluß fand, die theoretische Ausbildung hatte Dr. Schinzinger übernommen. Bis zum Jahre 1911 fanden alljährlich Übungskurse mit Schlußprüfungen statt. Die Kolonne zählte um diese Zeit 38 Mitglieder. Nach Wegzug Dr.. Schinzingers nach Freiburg übernahm Dr. Schenck die Tätigkeit des Kolonnenarztes.
Die ersten Krankentransportwagen
Am 9. Dezember 1908 kam Dr. Kiefer als Amtsvorstand nach Emmendingen. Er hatte großes Verständnis für das Rote Kreuz und das Kolonnenwesen. Seiner guten Fühlungnahme zu den Industriellen von Emmendingen und Umgebung verdankte die Kolonne ihre Uniformierung, wie auch die Anschaffung von Hilfsgeräten. Besondere Hilfsbereitschaft fand die Kolonne bei Kommerzienrat Franz Josef Baumgartner (Ramie-Gesellschaft). Zunächst wurde ein bespannter Krankentransportwagen angeschafft, gleichzeitig ließ die Direktion ein Personenauto der Firma zum Transport von Kranken umbauen.
Gründung von Männerhilfsvereinen
Als in Baden der Gedanke auftauchte, die Kolonnen, soweit sie den Kriegervereinen angeschlossen waren, von denselben zu trennen und dem Roten Kreuz zu unterstellen, wurde auch in Emmendingen ein Männerhilfsverein unter dem Namen „Bezirksmännerhilfsverein Emmendingen" gegründet. Den Vorsitz übernahm Amtsvorstand Kiefer. Durch den Männerhilfsverein, der bald eine stattliche Mitgliederzahl im Bezirk, insbesondere in den Gemeindeverwaltungen fand, wurden erhebliche Mittel für die Bewältigung der Aufgaben flüssig. Infolge Versetzung Dr. Kiefers nach Bruchsal übernahm sein Nachfolger Geh. Regierungsrat Dr. Baur den Vorsitz.
Der Erste Weltkrieg
Mitten in die friedliche Aufbauarbeit brach der Weltkrieg aus. Alle Kameraden wurden einberufen, teils mit der Waffe, im Sanitätsdienst in den Etappen oder im Hilfsdienst in der Heimat. Drei Kameraden kehrten nicht mehr zurück.
Ein neues Beginnen
Die heimgekehrten Kameraden der Kolonne hatten bald wieder Fühlung genommen. Eine im Jahre 1920 in Karlsruhe stattgefundene Versammlung von Vertretern der badischen Kolonnen rief die Männer zur Wiederaufnahme ihrer Rotkreuzarbeit auf. Nach kurzer Aussprache waren die hiesigen Kameraden zur Mitarbeit bereit, auch Kolonnenarzt Dr. Schenck sagte seine Bereitschaft zu.
Durch den Wegzug von Oberwärter Halk übernahm August Pfister die Führung der Kolonne, Stellvertreter wurde Wilhelm Gütlin.
Am 16. Dezember 1920 wurde wieder ein Übungskurs abgehalten, der nächste folgte im Jahre 1922.
Schon ein Jahr danach, 1923, wurde auf Anregung der Freiwilligen Feuerwehr unter Kommandant Toussaint ein gemeinsames Zusammenarbeiten beschlossen. Die erste gemeinsame Übung bestätigte den guten Erfolg.
25-Jahr-Feier
In einfacher und schlichter Weise wurde am 10. Mai 1924 dieses Tages in einer Feierstunde im Gartensaal Bautz gedacht. Dr. Schenck hatte die Festansprache übernommen, zehn Mitbegründer der Kolonne waren anwesend. Am 27. September 1924 legte Dr. Schenck wegen Berufsüberlastung sein Amt nieder. Sein Nachfolger wurde Medizinalrat Dr. Schmid.
Auf einen Aufruf in der Presse, die Kolonne durch jüngere Kräfte aufzufrischen, meldeten sich zwölf junge Leute. Nach fünfzehn Übungsabenden erfolgte ihre Übernahme in die Kolonne.
Wegen der wachsenden Mitgliederzahl und der damit verbundenen Aufgaben wurde neben der Kolonnenführung ein Vorstand berufen. Hierfür wurde Rechtsanwalt Kramer, ein altes Mitglied, gewonnen.
Um weitere Kreise für die Rotkreuzarbeit zu gewinnen, wurden die Bürgermeister der vier nächstliegenden Gemeinden, Kollmarsreute, Reute, Wasser und Windenreute, um Unterstützung gebeten. Der Aufruf hatte Erfolg, denn siebzehn junge Leute fanden sich bereit. Nach Abschluß des Ausbildungskurses zählte die Kolonne 64 Aktive.
Ein Krankenauto der Stadtgemeinde Emmendingen
Am 8. Mai 1929 wurde auf dem Festplatz hinter der Karl-Friedrich-Schule durch Bürgermeister Hirt der Kolonne von der Stadtgemeinde ein Krankenauto übergeben. Als Fahrer wurden Bedienstete der Stadt beauftragt. Sein erster Fahrer war Alfred Armbruster, und sein treuer Begleiter bis in sein hohes Alter (80) Karl Kern sen.
30jähriges Bestehen
Mit einer Feierstunde in den Blume-Sälen am 11. und 12. Mai 1929 konnte die Kolonne ihr 30jähriges Bestehen feiern. Die Festansprache hielt der damalige erste Vorsitzende Rechtsanwalt Alfred Kramer. Eine gemeinsame Übung von Freiwilliger Feuerwehr und Sanitätskolonne auf dem Marktplatz, unter Verwendung der Marinetrage zum Bergen der Verletzten aus den oberen Stockwerken, zeigte den guten Ausbildungsstand der beiden Formationen.
Für die aus diesem Anlaß erstellte Festschrift zeichnete Kolonnenführer August Pfister.
Das neue Krankenauto wurde bei der Übung erstmals eingesetzt und hierauf der Beschluß gefaßt, eine ständige Bereitschaftswache auf dem Polizeibüro (Rathaus) einzurichten.
Es wurden deshalb über das Wochenende jeweils drei Kameraden zum Bereit-schaftsdienst eingeteilt. Der erste samstags von 15.00 bis 23.00 Uhr, der zweite sonntags von 8.00 bis 15.00 Uhr und der dritte sonntags von 15.00 bis 23.00 Uhr. Die Aufstellung erfolgte in alphabetischer Reihenfolge.
Dr. Walter Hink neuer Kolonnenarzt
Durch den Wegzug von Kolonnenarzt Dr. Schmid infolge Pensionierung übernahm 1932 Dr. Hink die Stelle des Kolonnenarztes. Dr. Schmid wurde in Anerkennung seiner besonderen Verdienste zum Ehrenkolonnenarzt ernannt. Der erste Ausbildungslehrgang brachte der Kolonne 15 neue Mitglieder.
Ehrung für August Pfister
In einer Feierstunde im Nebenzimmer der „Blume" wurde Kolonnenführer August Pfister anläßlich seiner 30jährigen Tätigkeit und seines vorbildlichen Einsatzes für das Rote Kreuz geehrt. Bis zu seinem Tode hat Pfister sich stets für die Belange des Roten Kreuzes eingesetzt.
Das Jahr 1933
bringt für die Kolonne einige Veränderungen. Anstelle des seitherigen Vorsitzenden, Rechtsanwalt Alfred Kramer, übernimmt Dr. Walter Hink den Vorsitz der Kolonne. Als Kolonnenführer wird August Pfister und als sein Stellvertreter Ernst Bertsch bestimmt. Freudige Aufnahme findet ein Aufruf zu einem Ausbildungskurs, der in feierlicher Form am 28. Januar 1934 in den Blume-Sälen abgeschlossen wurde. Die Prüfung von 135 Samariterinnen und 28 Jungsanitätern mit anschließenden Übungsverbänden zeigte, daß im verflossenen Winterhalbjahr eine gründliche Ausbildung durch Kolonnenarzt Dr. Hink stattgefunden hatte.
Mit diesem Kurs wurden erstmals Helferinnen in das Aufgabengebiet des Roten Kreuzes übernommen, das ,bis dahin den Sanitätskolonnen vorbehalten war. Wohl gab es neben den Männerhilfsvereinen auch Frauenhilfsvereine, aber ihr Tätigkeitsgebiet war ein anderes.
Die Erwähnung dieses Kurses ist deshalb von Bedeutung, weil in der 75-Jahr-Feier Mitglieder geehrt werden, die damals Teilnehmer dieses Kurses waren. In Dankbarkeit wurde der Kolonne von den Kursteilnehmern eine Rotkreuzfahne überreicht.
Im Jahre 1934 erfolgte die Ernennung Dr. Hinks zum Bezirkskolonnenführer, als Stellvertreter wurde August Pfister bestimmt, der dieses Amt bis zur Neuordnung innehatte.
Neuordnung des Roten Kreuzes
Im Jahre 1938 erfolgte durch Gesetz die Neuordnung des Roten Kreuzes. Im Kreis Emmendingen wurde Landrat Dr. Hagenunger als Kreisführer und Dr. Hink als Stellvertreter und Leiter der Führungsabteilung bestimmt.
Die bis dahin bestehende Bezirkskolonne wurde in vier Bereitschaften aufgeteilt, und zwar:
Emmendingen 1 mit den Zügen Teningen und Denzlingen-Vörstetten, Ber.-Führer Dr. Hink;
Emmendingen 2, mit Sitz in Herbolzheim, Ber.-Führer Dr. Rauch;
Emmendingen 3, mit Sitz in Endingen, Ber.-Führer Eckerle; Emmendingen 4, mit Sitz in Waldkirch, Ber.-Führer Dr. Gaigl.
Führerinnen der zwei weiblichen Bereitschaften wurden: Frau Hink, Emmendingen, und Frl. Hilde Müller, Kenzingen.
Da eine Personalunion abgelehnt wurde, betraute man Ernst Bertsch am 18. August 1938 mit der Führung der Bereitschaft Emmendingen 1.
Beachtenswert hierbei ist, daß im Berichtsjahr bereits 800 Fahrten mit einer Fahrt-strecke von 15 000km durchgeführt wurden, und dies, obwohl infolge der sehr knappen Treibstoffzuteilung nur die dringendsten Krankentransporte gemacht werden durften.
Jetzt Badisches Rotes Kreuz
Ende März 1948 war es endlich soweit, daß das Rote Kreuz seine Tätigkeit wieder aufnehmen konnte, wenn auch nur unter dem Namen „Badisches Rotes Kreuz". Am 31. März 1948 fand im „Löwen"-Saal in Emmendingen die Gründungsversammlung statt. Frau Maria Jäger eröffnete die Versammlung. Nach Bekanntgabe der Satzungen, die einstimmige Annahme fanden, erfolgte die Wahl der Vorstandschaft mit folgendem Ergebnis:
1. Vorsitzender: Bürgermeister Karl Faller
2. Vorsitzender: Dr. Walter Hink
3. Vorsitzende und Leiterin der Frauenarbeit: Waltraud Reichelt Schatzmeister: Elise Eichhorn
Schriftführer: Josef Schneller
Bereitschaftsführer (m): Johann Armbruster
Bereitschaftsführerin (w): Maria Jäger
Beisitzer: Elsa Reifsteck, Teningen, Emil Heß, Teningen, Elsa Frey, Windenreute.
Wenn auch anfangs nur zögernd, so fanden die ehemaligen Mitglieder doch wieder zu ihren bewährten Aufgabengebieten und waren zur Mitarbeit bereit.
Emmendingen war der erste Ortsverein im Kreis, der die Rotkreuz-Arbeit wieder aufnahm.
Dr. Hink hatte bereitwilligst die Ausbildung übernommen.
50-Jahr-Feier am 8. Mai 1949
Es wurde beschlossen, dieses Tages in einer schlichten Feierstunde in der Aula der Karl-Friedrich-Schule zu gedenken. Anstelle des durch einen Todesfall verhinderten 1.Vorsitzenden Karl Faller, hatte Bereitschaftsarzt Dr. Hink die Festansprache übernommen. Ein ehrendes Gedenken galt den 34 gefallenen Kameraden der Züge Emmendingen, Teningen und Denzlingen, die damals zur Bereitschaft Emmendingen zählten. Eine Ehrung langjähriger, verdienter Rotkreuz-Angehöriger bildete den Abschluß.
Ein Einsatz sei in diesem Jahr noch erwähnt: der Großeinsatz beim Schauinslandrennen am 31. Juni 1949. Auf der Holzschlägermatte war das Verbandszelt des Ortsvereins erstellt und 22 Helferinnen und 18 Helfer an der Rennstrecke verteilt.
Wieder Deutsches Rotes Kreuz
Ab Februar 1951 wurde dem Roten Kreuz wieder die Führung des alten Namens zu-gestanden und damit die Wege zu neuem Entfalten geebnet. Zudem wurden die Aufgabengebiete des Roten Kreuzes immer erweitert und damit um so größer. Besonders hervorgehoben sei hier vor allem der Suchdienst nach Vermißtenschicksalen, die Heimkehrerbefragung und die Familienzusammenführung. Dank gebührt allen, die mitgeholfen haben, diese gewaltigen Aufgaben zu bewältigen. Manche Ungewißheit konnte geklärt werden, wenn auch nicht immer positiv. Hier darf ein Name erwähnt werden, ohne die Mitarbeit der anderen zu schmälern: Maria Jäger.
Gesundheitswoche mit Ausstellung 1959
Wenn im Geschehen des Ortsvereins noch manche Einsätze und Einzelheiten her-vorzuheben wären, so darf doch das 60jährige Bestehen nicht übersehen werden. Die Feier selbst wurde mit einer Gesundheitswoche vom 1. bis 5. Juni 1959 und einer Ausstellung in der Turnhalle der Karl-Friedrich-Schule eröffnet. Bekannte Fachärzte wie Prof. Dr. H. Kraske, Dr. med. H. Rauer, Frau Med.-Rat Dr. Wiese, Dr. med. E. Krieg und Prof. Dr. P. Hauptstein, die beiden Letztgenannten aus Freiburg, hatten sich mit ihren lehrreichen Vorträgen bereitwillig zur Verfügung gestellt. Schon am ersten Ausstellungstag waren über tausend Besucher gekommen, die sich sehr intensiv über das gesamte Ausstellungsmaterial, Hinweise und Ratschläge orientierten. Zahlreich war auch der Besuch von Schulklassen mit ihren Lehrern, sowohl aus Emmendingen wie aus den Landgemeinden.
Am Samstag, dem 6. Juni, fand in der Turnhalle ein Festbankett statt, zu dem Ab-ordnungen der benachbarten Bereitschaften erschienen waren. Einen interessanten Rückblick auf die sechs Jahrzehnte des Ortsvereins gab der Kreisvorsitzende und Bereitschaftsarzt Dr. Hink. Der Generalsekretär des Landesverbandes Südbaden, Dipl.-Volkswirt L. Heß, gab einen umfassenden Bericht über die große Organisation, deren Aufgabe immer klar gewesen sei, dem Nächsten zu helfen. Er berichtete über die vielen Aufgabengebiete: Katastrophenschutz, Breitenausbildung der Bevölkerung, häusliche Krankenpflege, Mutter und Kind und andere Aufgaben, deren Zahl durch die Ereignisse der Zeit immer mehr wachse.
In anerkennenden Worten würdigte der jetzige Präsident Direktor Benz, der die Grüße des Landesverbandes überbrachte, den Idealismus der Helfer und Helferinnen.
Eine große Schauübung am Sonntagnachmittag auf dem Marktplatz unter Mitwirkung des ersten Löschzuges der Feuerwehr zeigte den guten Ausbildungsstand der beiden Formationen. Über Lautsprecher erklärte Dr. Hink die Übungsannahme und die Art der Verletzungen.
Sternfahrt nach Bonn
Am 20. und 21. Juni 1959 beteiligten sich fünf Helfer und zwei Helferinnen an der Sternfahrt nach Bonn, die anläßlich der Feier „100 Jahre Solferino" stattfand. Das Autohaus Kannenberg hatte hierzu einen VW-Kleinbus kostenfrei zur Verfügung gestellt. Eine Besichtigung des Bundeshauses in Bonn wurde getätigt; ein Feuerwerk auf dem Rhein bildete den Abschluß.
30 000 Erste-Hilfe-Leistungen
An der Spitze der Leistungen des Roten Kreuzes stehen immer die Erste-Hilfe Leistungen, die in aller Stille vor sich gehen und von Fernstehenden kaum beachtet werden.
Einen kleinen Einblick geben die alljährlichen Berichte der Hauptversammlungen, aber auch sie sagen nur in Zahlen aus, ohne die selbstlosen Einsätze im Dienst der Nächstenliebe herauszustellen. Die seit 1949 statistisch erfaßten Hilfeleistungen ergeben die runde Summe von 30 000.
Doch auch diese Zahlen sind nicht vollständig, da die Meldungen nur spärlich eingingen.
Dazu kam der Umbau der Bezirkssparkasse, und damit war eine neue Unterbringung dringend notwendig.
Auf dem Büro der Kreisstelle, Marktplatz 15 und später Schwarzwälder Hof (Hinter-haus), wurden Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen, die jedoch nur Notbehelf sein konnten. Besonders erschwert wurde im Jahre 1951 das Abhalten von Aus-bildungskursen, da die Säle in den Gaststätten anderweitig belegt und immer wieder Ausweichmöglichkeiten in Kauf genommen werden mußten. Dieser Umstand wirkte sich besonders hindernd bei der Breitenausbildung der Bevölkerung aus. Nach Rücksprachen bei der Stadtverwaltung wurde im Juni 1953 ein Raum in der Hebelstraße, Hinterhaus, zur Verfügung gestellt, der allerdings mit der Feuerwehr geteilt werden mußte. Immerhin war das Abhalten von Grundausbildungskursen gegeben.
Im Jahre 1957 wurde diese Möglichkeit wieder gekündigt, da der Raum anderweitig benötigt wurde.
Dank dem abermaligen Entgegenkommen der Stadtgemeinde wurden zwei Räume in der Markgrafenschule freigestellt. Doch nur von kurzer Dauer. Infolge Umbauarbeiten im Rathaus wurden diese Räume für das Einwohnermeldeamt benötigt. Es wurde deshalb ein Raum im Kellergeschoß der Markgrafenschule bereitgestellt, der jedoch erst instandgesetzt werden mußte. Am 27. Februar 1959 fand der erste Dienstabend hier statt in der Hoffnung, nun endlich eine bleibende Stätte gefunden zu haben. Leider war dem nicht so.
Ende 1962 wurde auch dieser Raum gekündigt, da derselbe infolge Schulraumnot für die Schule benötigt wurde.
Durch die inzwischen durchgeführten Grundausbildungskurse für Entlaßschüler war das Rote Kreuz wohl geduldet, aber es ergaben sich Schwierigkeiten beim jeweiligen Umordnen des Raumes.
Bereits in einer Vorstandssitzung am 6. Oktober 1958 befaßte sich der Vorstand mit der Raumfrage, besonders mit dem Erwerb eines entsprechenden Grundstücks und Erstellung eines eigenen Heimes. Von dieser Möglichkeit konnte jedoch kein Gebrauch gemacht werden, da laut Satzungen des DRK nur dem Kreisverband als eingetragenem Verein dies möglich war.
In der Hauptversammlung des Kreisverbandes am 10. Dezember 1962 bat Dr. Hink, wegen beruflicher Überlastung von einer Wiederwahl als Kreisvorsitzender abzusehen. Den Vorsitz des Kreisverbandes übernahm Landrat Wehrle. Nachdem immer wieder in Versammlungen auf das Fehlen eines geeigneten Raumes hingewiesen wurde, gab Landrat Wehrle in der Hauptversammlung des Kreisverbandes im April 1965 bekannt, daß der Bau des Rotkreuz-Heimes so gut wie sicher sei. Um die finanziellen Mittel zu sichern, soll eine Bitt- und Spendenaktion gestartet werden.
Das DRK-Heim - ein Weihnachtsgeschenk
Am Sonntag, dem 17. Dezember 1967, wurde das DRK-Heim in einer schlichten Feierstunde eingeweiht. Der Kreisverband und der Ortsverein hatten mit finanziellen Unterstützungen von Landkreis, Firmen, Handwerksbetrieben und Privatpersonen endlich das ihnen zustehende Heim geschaffen. Infolge des beschränkten Raumes konnte nur eine begrenzte Anzahl Gäste eingeladen werden.
Landrat Wehrle dankte allen, die mitgeholfen haben, dieses schöne Heim zu erstellen. Besonderer Dank galt der Stadtgemeinde Emmendingen für die kostenlose Stiftung des Bauplatzes. In die gezollte Anerkennung für das Geleistete schloß der Landrat den Architekten Dipl.-Ing. Traut, Dipl.-Ing. Junker, den Statiker Spürgin und die Handwerker ein; ebenso die vielen Rotkreuz-Helfer, die in freiwilligen Arbeitsstunden beim Bau mitwirkten. Die gesamten Baukosten betrugen rund 220 000,- DM. von denen der Ortsverein 50 000,- DM, der Kreisverband 50 000,- DM und der Landkreis ebenfalls 50 000,- DM beisteuerten. Die Spendenaktion erbrachte etwa 40 000,- DM. Die Baukosten betrugen 70000,- DM weniger als ursprünglich veranschlagt war, was durch die Dachkonstruktion; die sparsame Bauweise und die selbstlose Arbeit einer ganzen Reihe von Rotkreuz-Helfern möglich war. Einige Helfer seien besonders erwähnt: Berthold Mellert, Herbert Eifler, Hans Armbruster, Peter Hoppe, Manfred Sperling, Helmut Hinn, Werner Gschwender und Horst Lais. Landrat Wehrle erinnerte nochmals an die Zustände, die vorher geherrscht haben. Auch der Kreisverband war seit Jahren in unzureichenden Räumen untergebracht, die DRK-Kurse konnten nur unter erschwerenden Bedingungen durchgeführt werden.
Das neue Heim solle Ansporn und Anerkennung bedeuten für alle Mitarbeiter, die mit soviel Idealismus und Opferbereitschaft ihren Dienst verrichten, die jedem Menschen Hilfe zu bringen suchen, wann und wo diese gebraucht wird, sei es als Erste Hilfe, im Krankentransport, im Katastropheneinsatz usw.
Glückwünsche des Landesverbandes überbrachte Präsident Benz, der dieses Haus als „Haus der offenen Tür" bezeichnete.
Die Glückwünsche der Stadt überbrachte Bürgermeisterstellvertreter Häfner für den erkrankten Bürgermeister Faller.
Für den Ortsverein sprach Oberamtsrichter Müller-Wenk dem Landrat den Dank für seine Initiative zur Errichtung dieses Heimes aus. Mit einem kühn-humorvollen Vergleich deutete er die anlaufende Zusammenarbeit von Kreisverband und Ortsverein als den Beginn einer Ehe. Die Braut Ortsverein war nicht ärmlich gewesen, sie brachte eine Mitgift von 50 000,- DM in die Ehe ein, und wenn auch der Wunschbräutigam kein Mitgiftjäger war, so war die Gabe nicht unwillkommen.
Dekan Hörner überbrachte, auch im Namen von Stadtpfarrer Maier, die Glückwün-sche der beiden Religionsgemeinden und wies auf das Zeichen, unter dem das Rote Kreuz wirke, hin.
Anschließend fand ein Rundgang durch die Räumlichkeiten statt. Allgemein wurde Lob und Anerkennung ausgesprochen.
Der erste Dienstabend im neuen Heim
Am Freitag, dem 12. Januar 1968, fand der erste Dienstabend im neuen Heim statt. Anstelle des verhinderten Vorsitzenden begrüßte der zweite Vorsitzende, Oberamts-richter Müller-Wenk, die zahlreich anwesenden Mitglieder. Er gab seiner großen Freude Ausdruck, daß er dieses gelungene Werk seinem edlen Zweck übergeben könne.
Nach langem Warten habe das Rote Kreuz das Heim erhalten, das ihm für seinen Dienst in der Nächstenliebe zustehe. Hier würden wertvolle Menschen ihre Arbeit in selbstlosem Einsatz verrichten, wie schon viele Vorgänger es getan hätten. Immer finde das Rote Kreuz offene Hände für seine Bitten, und so konnte auch dieses schöne Heim dank der Mithilfe vieler entstehen.
Der Ortsverein besitzt nun zwei Geschäftsräume, einen großen Unterrichtsraum, einen Lagerraum im Kellergeschoß, ferner steht ihm die Benützung der Küche zur Verfügung.
Was aber besonders wichtig ist, der Ortsverein hat nun endlich einen Raum, in dem die Unterrichtskurse reibungslos durchgeführt werden können. Das ganze Unter-richtsmaterial ist ordnungsgemäß untergebracht.
Von den Kameraden der Gruppe Sexau wurde eine elektrische Uhr für den Unter-richtsraum gestiftet.
Ein Rundgang durch das Heim findet das volle Lob der Anwesenden. Erstmals wurden an diesem Abend Treuedienst-Abzeichen für 40 und 25 Jahre an verdiente Mitglieder verliehen.
Führungswechsel in der Bereitschaft
Das Jahr 1970 machte leider einen Wechsel in der Führung der Bereitschaften erforderlich. Bereitschaftsführer Johann Armbruster und Bereitschaftsführerin Frau Maria Jäger baten in der Jahreshauptversammlung am 11. Juni, aus Gesundheits- und Altersrücksichten von einer Wiederwahl abzusehen. Wenn auch ungern, so mußten die vorgetragenen Wünsche berücksichtigt werden.
Seit der Wiedergründung im Jahre 1948 haben sich beide in vorbildlicher Pflicht-erfüllung für den Dienst im Ortsverein eingesetzt, wofür ihnen Dank und Anerkennung unter Überreichung einer Geschenkgabe ausgesprochen wurde. Beide bleiben als beratende Mitglieder im Vorstand des Ortsvereins. Leider hat sich Frau Jäger nicht lange ihres verdienten Ruhestandes erfreuen können. Am 19. September 1973 wurde sie von einem unheilbaren Leiden erlöst. Bis zu ihrem letzten Atemzuge war sie um das Geschehen des Ortsvereins besorgt. Eine große Rotkreuz-Kameradschaft aus dem ganzen Kreisgebiet begleitete sie auf ihrem Weg zur letzten Ruhestätte. Ihr Gedenken wird in den Reihen des Roten Kreuzes in Ehren gehalten.
Mit der Führung der Bereitschaften wurden Herbert Eifler und Waltraud Meyer betaut, die entsprechend ihren Vorbildern die Bereitschaft weiterzuführen versicherten. Bereits im Jahre 1972 wurde eine Umbesetzung in der männlichen Bereitschaftsführung erforderlich. Durch die inzwischen eingesetzte neue Dienstordnung werden die Führungskräfte zunächst vorgeschlagen und dann von dem Kreisverband bestätigt.
Hans Armbruster, der Sohn des bewährten ehemaligen Bereitschaftsführers, wurde als Bereitschaftsführer und Robert Herr als sein Stellvertreter vorgeschlagen und bestätigt.
Frau Meyer, die das Amt als Bereitschaftsführerin weiter innehat, erhält als Stellver-treterin Frau Heide Roser.
Hiermit war die nicht immer angenehme Rotkreuzarbeit jüngeren Kräften anvertraut, die das Erbe übernehmen und weiterführen sollen.
22 Blutspenden-Termine
Die heutige Verkehrslage und die damit überhandnehmenden Unfälle und Ver-letzungen verlangten auf diesem Gebiete eine Hilfeleistung. Nachdem in Baden-Baden eine Blutspendezentrale errichtet war, erfolgte auch in unserer Stadt der Aufruf zur Spende.
Am 13. Dezember 1958 floß in der Markgrafenschule zum erstenmal Spender-Blut. Als erste Spender stellten sich Helfer und Helferinnen der Bereitschaften Emmendingen, Denzlingen, Teningen und Ottoschwanden-Freiamt zur Verfügung, insgesamt 120 Spendenwillige.
Der Blutspende ging eine ärztliche Untersuchung voraus, die von Dr. Hink, Emmen-dingen, und Dr. Schachenmeier, Teningen, vorgenommen wurde. Als nächste Spender meldeten sich die Betriebsangehörigen der Firma Sick, Mundingen. Seitdem hat die Blutspende immer weitere Kreise erfaßt und ist aus dem Geschehen nicht mehr wegzudenken, da gerade durch diese segensreiche Tat lebensrettende Hilfe gegeben wird. In unserer Kreisstadt finden die Aufrufe des Roten Kreuzes immer Gehör, wenn es gilt, Blut für Mitmenschen zu spenden. Bei der Blutspende im August 1973 wurde die bisher höchste Zahl von 228 Konserven erreicht und dabei wurden der 2999., 3000. und 3001. Spender besonders geehrt.
Im Jahre 1972 wurde erstmals in Bahlingen ein Spendetermin gestartet, der 192 Blutkonserven erbrachte, ein weiterer im Jahr 1973 brachte 191 Blutkonserven dank der guten Vorbereitung durch die Kameraden der dortigen Feuerwehr. Immer wieder konnten Blutspender für mehrmaliges Spenden mit der Ehrennadel ausgezeichnet werden. Bei der letzten Auszeichnung 1973 wurde erstmals im DRK-Heim ein Spender mit dem goldenen Abzeichen mit silbernem Lorbeerkranz für fünfzehnmaliges Blutspenden geehrt. Oberbürgermeister Faller konnte an diesem Abend weitere Spender auszeichnen: 39 mit der bronzenen (3maliges), 24 mit der silbernen (6maliges) und 14 mit der goldenen (10maliges Spenden) Ehrennadel. Am Freitag, dem 1. März 1974, fand in den Räumen des Gymnasiums in Emmendingen der 20. Blutspendetermin statt, der die Zahl von 217 Blutkonserven erbrachte. Mit dieser Spende erhöht sich die Zahl der Blutkonserven auf 3292, hinzu kommen noch die beiden bereits oben erwähnten Spenden von Bahlingen, mit 383, so daß insgesamt 3675 Blutkonserven der Zentrale in Baden-Baden übergeben werden konnten. Gewiß ein schönes Ergebnis des Ortsvereins Emmendingen.
211 Grundausbildungskurse seit dem Jahre 1952
Im Jahre 1952 wurden erstmals die Grundausbildungskurse nach dem neuen Lehrplan (8 Doppelstunden) durchgeführt.
Während vorher nur ein Ausbildungskurs jährlich abgehalten worden war, nahmen diese von Jahr zu Jahr zu, was durch die erhöhte Zahl von Ausbildern möglich war; denn durch den Landesverband wurden weitere Lehrgänge durchgeführt, um die notwendige Zahl von Ausbildern zu erhalten.
Immer wieder tauchten Anfragen der Bevölkerung nach Ausbildungskursen auf, denn der zunehmende Verkehr auf den Straßen und die dadurch überhandnehmenden Unfälle verlangten eine Ausbildung weiterer Bevölkerungskreise über Erste-Hilfe-Maßnahmen.
Insgesamt wurden seit dem Jahre 1952 durch Ausbilder des Ortsvereins 211 Grund-ausbildungskurse (8 Doppelstunden) durchgeführt und hierbei 4781 Personen mit den Maßnahmen der Ersten Hilfe vertraut gemacht.
Die Kurse verteilen sich auf folgende Orte: Bahlingen (22), Emmendingen (120), Hochburg (2), Kollmarsreute (5), Köndringen (12), Landeck (1), Maleck (2), Mundingen (13), Reute (12), Sexau (11), Wasser (3), Windenreute (7).
77 Kurse über „Sofortmaßnahmen am Unfallort"
Neben den oben angeführten Kursen wurden ferner noch 77 SM-Kurse (Sofortmaß-nahmen am Unfallort) mit jeweils 3 Doppelstunden durch die Ausbilder des Ortsvereins getätigt, obwohl diese Kurse dem Kreisverband obliegen, und hierbei 1808 Personen ausgebildet. Diese Kurse sind für Führerscheinanwärter vorgeschrieben, während für Lkw- und Busfahrer Kurse mit 8 Doppelstunden erforderlich sind.
Der Verkaufs-Basar
Eines besonderen Zuspruchs seitens der Bevölkerung erfreuen sich die alljährlichen Basare.
Im Jahre 1950 wurde in der Goethehalle, jetzt Filmlichtspiele, der erste Versuch unternommen, der gut ankam. Später wurde eine Verlegung in die Blume-Säle notwendig.
Dank der steten Hilfsbereitschaft der hiesigen Firmen und der Geschäfte war die Möglichkeit gegeben, einen reichhaltigen Verkaufsstand und eine schöne Tombola zu erstellen. Helferinnen und freiwillige Hilfskräfte trugen durch zusätzliche Arbeitsabende mit Hand- und Bastelarbeiten zu einem vollen Erfolg bei. Der Verkaufsbasar ist inzwischen zu einer Selbstverständlichkeit geworden und man möchte ihn im Geschehen des Ortsvereins nicht mehr missen. Alljährlich erfreut die Stadtmusikkapelle die Gäste durch ihre musikalischen Darbietungen in den Nachmittagsstunden.
Die beengenden Verhältnisse in den Blume-Sälen machten eine Verlegung in die Fritz-Boehle-Halle im Jahre 1972 notwendig. Die Bevölkerung hat den weiteren Weg nicht gescheut, zumal Busverbindungen vorhanden waren, die rege beansprucht wurden.
Im Jahre 1973 eröffneten erstmals die „Fröhlichen Weinbergmusikanten" aus Mun-dingen mit ihren flotten Weisen den Basar und sorgten für ein frohes Beginnen. Neben den Verkaufsständen erfreut sich die reichhaltige Tombola eines regen Zuspruchs, zumal schöne Gaben zu gewinnen sind, wenn man das richtige Fingerspitzengefühl hat und Glücksgöttin „Fortuna" mithilft.
Der Erlös des Basars gibt dem Ortsverein die Möglichkeit, Weihnachtswünsche bedürftiger Menschen zu erfüllen.
Rotes Kreuz als Wohlfahrtsverband
Eine nicht ganz leichte Aufgabe fällt dem Roten Kreuz als Wohlfahrtsverband zu.
An erster Stelle sei hier die Kindererholung genannt. Alljährlich werden erholungs-bedürftige Kinder in den DRK-eigenen Erholungsheimen mit Erfolg untergebracht. Namen wir Buhlbach, Bonndorf, Bad Dürrheim und Schillig (Nordsee) sind längst bekannt und wecken Erinnerungen. Auch die Sommerferien-Erholung auf dem Biereck, in Ottoschwanden, Dürrheim und Rötenbach wurde mit bewährten Kräften des Ortsvereins durchgeführt.
Immer wieder stellten sich Helferinnen und Helfer als Hilfskräfte bei der Betreuung und Transportbegleitung zur Verfügung.
Alljährlich wurden erholungsbedürftige Mütter mit guten Erfolgen in DRK-Heimen untergebracht.
Erinnert sei auch an die Verteilung von Paketen aus der Quäkerspende (USA) und von Carepaketen an Notleidende.
Aus Mitteln des Landkreises werden jedes Jahr Pakete in den Osten verschickt, die immer Freude bereiten.
Insbesondere wird die Betreuung der kranken und alten Leute der einheimischen Bevölkerung nicht vergessen. Zu Weihnachten werden persönliche Wünsche im hiesigen Altersheim erfüllt, was immer dankbar verzeichnet wird.
Ferner sind Einsatzkräfte des Ortsvereins bei Röntgen-Reihenuntersuchungen, Schluckimpfungen oder sonstigen Anlässen tätig.
Als wertvolle Hilfe zur Entlastung des Personals des Kreiskrankenhauses an Sams-tagen und Sonntagen sei die Obernahme des Pfortendienstes erwähnt.
Altengymnastik des Roten Kreuzes
Im Zuge der Altenhilfe faßte der Ortsverein den Beschluß, eine Altengymnastik für Frauen einzuführen.
Zunächst wurde nach einem geeigneten Raum Umschau gehalten, der Ende Mai 1973 im Hinterhaus Hebelstraße 1 gefunden wurde. Als ehrenamtliche Fachkraft konnte Krankengymnastin Frau Müller-Wenk gewonnen werden. Zur Einführungs-Vorführung hatten sich bereits über 40 Mitbürgerinnen eingefunden, die gleich begeistert zustimmten. Sie fanden an den nie zu anstrengenden Bewegungsübungen großes Interesse. Fixpunkt ist der Stuhl, der als Stütze und Funktionsgerät dient. Von leichten Fingerübungen und vielen anderen mehr ging es bis zum Beinschwingen. Die meisten Teilnehmerinnen sind zwischen 60 und 70 Jahren, und alle machen eifrig mit, da es ihnen Spaß macht. Die älteste Teilnehmerin ist 84 Jahre alt, eine 77jährige kommt zu Fuß von Mundingen zur Gymnastikstunde. Die wöchentlichen Übungsstunden werden von über 20 Teilnehmerinnen besucht.
Essen auf Rädern
Im Sommer 1973 trafen sich Vertreter der vier Emmendinger Wohlfahrtsverbände (Arbeiterwohlfahrt, evangelische und katholische Kirchengemeinde und Rotes Kreuz) mit Bürgermeister Schlatterer zu einer Besprechung mit dem Ziel, auch in Emmen-dingen die Einrichtung „Essen auf Rädern" ins Leben zu rufen. Zweck dieser Einrichtung war, alte sowie kranke und hilfebedürftige Mitbürger von Montag bis Freitag mit einer warmen Mahlzeit zu versorgen. Es wurde deshalb eine Arbeitsgemeinschaft „Essen auf Rädern" gebildet und die Federführung dem Roten Kreuz übertragen. Am 1. Oktober 1973 wurde mit dem Ausfahren des Essens, das vom Kreiskrankenhaus bezogen wird, begonnen. Bis zum Erhalt eines eigenen Fahrzeuges wird der Einsatzwagen des DRK-Ortsvereins zur Verfügung gestellt.
Die Einrichtung selbst fand überall großen Anklang und dankbare Abnehme.
Vorstand und Bereitschaften im Jubeljahr
- 1. Vorsitzender: Oberbürgermeister Karl Faller
- 2. Vorsitzender: Amtsgerichtsdirektor Rolf Müller-Wenk
- Leiterin der Sozialarbeit: Waltraud Reichelt
- Schatzmeister: Manfred Sperling
- Schriftführer:Josef Schneller
- Beratende Mitglieder:Annemarie Wibel, Johann Armbruster
- Bereitschaftsführer:Hans Armbruster
- Bereitschaftsführerin: Waltraud Meyer
- Ber.-Stellvertreterin:Heide Roser
- Bereitschaftsarzt: Dr. Hans Voss
- Materialverwalter: Schieler Reinhard
- Revisoren: Lieselotte Quadt, Hanspeter Zipfel
Wenn auch im Laufe der Jahre manche Änderungen erforderlich waren, so darf doch erwähnt werden, daß der bewährte Vorstand die Zustimmung der Mitglieder immer wieder gewinnen konnte. Gewiß ein gutes Zeichen des Vertrauens und der guten Zusammenarbeit.
Seit der Wiedergründung des Ortsvereins im Jahre 1948 leitet Oberbürgermeister Faller die Geschicke des Ortsvereins.
Am 2. Juni 1956 übernahm Amtsgerichtsdirektor Müller-Wenk das Amt des 2. Vor-sitzenden.
Die männliche Bereitschaft zählt 38 Aktive,
die weibliche Bereitschaft zählt 26 Aktive.
Alle 14 Tage finden regelmäßige Dienstabende statt.
Jugend-Rotkreuz
Bereits im Jahre 1951 verzeichnet der Ortsverein ein Jugend-Rotkreuz, das damals von Frau Maria Jäger betreut wurde. Heute besteht das Jugend-Rotkreuz aus zwei Gruppen mit 40 Jugendlichen, die von Frau Erna Schieler und Karl Brodacz betreut werden.
In wöchentlichen Zusammenkünften werden die Teilnehmer besonders mit der Ersten Hilfe vertraut gemacht, aber auch Spiel und Bastelarbeiten kommen zur Geltung.
Bei der Gestaltung des Basars leistet das Jugend-Rotkreuz wertvolle Hilfe; ihr Ver-kaufsstand findet immer das volle Lob der Besucher.
Im Jugend-Rotkreuz werden die Kräfte herangebildet, die einmal das begonnene segensreiche Werk der Nächstenliebe weiterführen sollen.
Zusammenfassender Rückblick
Ich habe versucht, im Geschehen der 75 Jahre des Ortsvereins das herauszustellen, was für die Allgemeinheit wissenswert erscheint. Viele Kräfte waren erforderlich, um das Geleistete zu vollbringen und dem Roten Kreuz die gebührende Achtung zu verschaffen.
Schon früh wurde in unserer Kreisstadt das segensreiche Wirken des Roten Kreuzes im Dienste der Nächstenliebe erkannt. Wenn auch einige Namen aus dem Geschehen hervortreten, so soll dadurch die Arbeit der im stillen Wirkenden nicht geschmälert werden, denn was wäre das Rote Kreuz ohne die vielen ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen mit ihrem selbstlosen Einsatz. Immer wieder waren Menschen bereit, das begonnene Werk der Nächstenliebe weiterzuführen. Der Aufgabenbereich wurde immer größer, was besonders in den Nachkriegsjahren in Erscheinung trat. Suchdienst, Heimkehrerbefragung, Vermißtenschicksale, Familienzusammenführung, um nur einige Aufgaben zu nennen, seien hier hervorgehoben.
Waren die Ergebnisse auch nicht immer positiv, so konnte doch manche Ungewißheit geklärt werden.
Alljährlich wurden Einsatzkräfte durch Lehrgänge und Übungen geschult, um die gestellten Aufgaben erfüllen zu können.
Hier sei besonders auf die Breitenausbildung der Bevölkerung in Erster Hilfe verwiesen, was bei Verkehrs- oder sonstigen Unfällen das Eingreifen sehr wertvoll macht. Gerade auf diesem Gebiete kann der Ersthelfer gute Vorarbeit leisten, vor allem durch lebensrettende Sofortmaßnahmen am Unfallort. Immer bestand ein gutes kameradschaftliches Zusammenwirken mit der Freiwilligen Feuerwehr, das durch gemeinsame Übungen bekräftigt wurde. Beide Organisationen sind für das Wohl des Nächsten jederzeit einsatzbereit. Erwähnenswert ist auch der Einsatzdienst bei Sport- oder sonstigen Veranstaltungen, der oft unter schwierigen Umständen bewältigt werden mußte, da erstens nicht immer die erforderlichen Kräfte zur Verfügung standen, und zweitens die einzelnen Veranstaltungen terminmäßig zusammenfielen. Hier sei eine Bitte an die Verbände gerichtet, eigene Einsatzkräfte durch das Rote Kreuz ausbilden zu lassen, um eine Überbelastung des Roten Kreuzes zu vermeiden.
Ein besonderer Appell sei hier an die Jugend gerichtet, das Rote Kreuz durch ihre Mithilfe zu unterstützen, denn ihr ist aufgetragen, dieses segensreiche Wirken einmal zu übernehmen und weiterzuführen.
Josef Schneller, Schriftführer
Emmendingen - historisch gesehen
1094-1974 = 880 Jahre. Als ich kürzlich im Heimatkundeheft meiner Tochter diese Zahlenkombination las, war ich doch etwas erstaunt. So alt sollte Emmendingen schon sein? In der Tat: Es ist so alt, ja in Wirklichkeit noch älter. Denn das Jahr seiner ersten Erwähnung als „Anemutinga" in einer Urkunde des Allerheiligen-Klosters in Schaffhausen (Schweiz) ist nicht dem Gründungsjahr gleichzusetzen. Schon in der Älteren Steinzeit zeigen sich hier Spuren menschlichen Lebens. Der Ort Emmendingen selbst ist aber, wie sein Name und seine Lage andeuten, erst zur Zeit der Landnahme durch die Alemannen im 4. Jahrhundert gegründet worden. Im Mittelalter hatten vor allem Klöster hier Besitz, ganz besonders das benachbarte Zisterzienserkloster Tennenbach. Neben den geistlichen Grundherren spielten die Markgrafen von Hachberg eine wichtige Rolle. Sie residierten auf der nahegelegenen Hochburg und übten die Gerichtsbarkeit über Emmendingen aus. Ihr letzter Vertreter, Markgraf Otto IL, verkaufte sein Land 1415 an den Markgrafen Bernhard 1. von Baden. Auf Betreiben des neuen Landesherren erhielt Emmendingen im Jahre 1418 durch den deutschen König Sigmund die Marktrechte. Mit dem Regierungsantritt des Markgrafen Jacob III. begann für Emmendingen eine kurze Glanzzeit. Der Markgraf verlegte seinen Wohnsitz von der Hochburg in den hiesigen „Tennenbacher Hof", den er zu einem Schloß, dem heute noch erhaltenen Markgrafenschloß, umbaute. Am 1. Januar 1590 erhob er den Marktflecken zur Stadt. Nur sein früher Tod - er starb schon wenige Monate später - verhinderte die ge-plante Weiterentwicklung.
Eine bittere Zeit für die Stadt war der Dreißigjährige Krieg. Zerstörungen, Plün-derungen, Kontributionen und Einquartierungen zogen sie immer wieder schwer in Mitleidenschaft. Auch die Kriege des ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahr-hunderts trafen Emmendingen hart. Erst unter der Regierung des Markgrafen Karl Friedrich ging es wieder bergauf. Die vom Stadttor nach Nordwesten führende Hauptstraße wurde ab 1757 auf seine Veranlassung angelegt und trägt seinen Namen. Sie verbindet Emmendingen mit dem ehemals selbständigen Dorf Nieder Emmendingen, dessen Vereinigung mit der Stadt 1883 erfolgte. Große Verdienste um das Wohl der Stadt erwarb sich auch der von 1774 bis 1787 hier tätige Oberamtmann und Landschreiber Johann Georg Schlosser, der Schwager Goethes. Durch ihn kam Emmendingen für eine Weile in Beziehung zur literarischen Geisteswelt. Viele Berühmtheiten jener Zeit waren in seinem Haus in der „Landvogtei" zu Gast. Eine besondere Rolle unter den Gästen Schlossers spielte der unglückliche Dichter Jakob Michael Reinhold Lenz, an den das „Lenzhäuschen" am Schloßplatz erinnert. Auch Goethe weilte zweimal in Emmendingen, um seine Schwester Cornelia zu besuchen. Ihr Grab ist auf dem „Alten Friedhof" erhalten. Die Französische Revolution und die aus ihr hervorgegangenen Feldzüge stellten die wenigen Errungenschaften der Stadt wieder in Frage. 1796 fand hier ein Gefecht zwischen dem Erzherzog Karl von Österreich und dem französischen General Moreau statt, das als „Schlacht bei Emmendingen" in die Geschichte einging. Mit dem Abschluß der Befreiungskriege kam für Emmendingen eine bessere Zeit, wozu seine zunehmende Bedeutung als Amtsstadt nicht wenig beitrug. Das wirtschaftliche Leben, bisher getragen von Landwirtschaft, Handwerk und Handel, entwickelte sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts durch die fortschreitende Indu-strialisierung günstig und schuf die Grundlage für ein stetiges Wachstum. Unter ihrem Einfluß wurde aus dem geruhsamen,- beschaulichen Alt-Emmendingen eine moderne, aufstrebende Stadt, seit 1973 die „Große Kreisstadt Emmendingen".
Ernst Hetzel
© Festschrift zur 75-Jahr-Feier 14. und 15. Juni 1974
DRK- Ortsverein Emmendingen e.V.